d:d Kooperation mit CauCawa
7. August 2017
neues schokoladiges Projekt in Ecuador
6. September 2017

Erzähl nochmal, was machst du genau?

„Was genau machst du eigentlich?“ Die Frage vor der ich mich in den letzten Jahren am meisten gefürchtet habe ist ein wahrer Wolf im Schafspelz, dabei scheinen die Tätigkeiten von destination:development – und somit auch meine – völlig klar zu sein. Aber ist das wirklich so?

Sei ehrlich, hast du mir oder dir schon einmal diese Frage gestellt? Und konnte ich sie dir persönlich oder über unsere Website, Facebook etc. wirklich ausreichend beantworten? Wenn ja, dann bist du wahrscheinlich die Ausnahme. Ich möchte dir gerne über einen Prozess erzählen, der mich und destination:development in letzten Jahr intensiv beschäftigt und begleitet hat: Die Formulierung einer klaren Antwort auf die scheinbar banalste aller Fragen: „Was genau machst du eigentlich?“

 

Am Rande der Panik

Stell dir vor du bist Gründer_in eines Startups und auf einer Fachveranstaltung von Branchenkolleg_innen. Dabei kommst du beim anschließenden Networking mit anderen Teilnehmer_innen ins Gespräch, und nach einer Weile stellt plötzlich einer deiner Gesprächspartner_innen die Frage aller Fragen: „Und was machen Sie?“. Alle Blicke sind nun auf dich gerichtet und dann ist er da, der Moment in dem du genau 1 Minute Zeit hast möglichst interessant, klar und schlüssig dein Produkt oder deine Dienstleistung zu erklären. Schwitzt du schon? Kein Wunder! Im besten Fall gibt’s du jetzt deinen lang einstudierten „elevator pitch“ zum Besten. Es braucht aber schon sehr viel Übung um bei dieser Frage cool zu bleiben.

Und jetzt stell dir vor du bist Gründerin eines Sozialunternehmens, und hast die selbe kurze Minute Zeit um ebenso interessant, klar und schlüssig dein Geschäftsmodell inklusive Wirkungskette zu erklären. Und, wie fühlst du dich jetzt? Nahe der Ohnmacht? Willkommen in der Welt der Sozialunternehmer_innen!

 

Die Kurzform bitte!

Das Problem an dieser Frage ist nicht die Frage an sich, oder gar die wohlwollende Absicht derjenigen, die sie voller Interesse stellen. Das Problem ist, dass sie viele Gründer_innen am Anfang ihrer Laufbahn an ihrer schwächsten Stelle trifft: das eigene Konzept auf den Punkt zu bringen. Ich schäme mich nicht (mehr) zuzugeben, dass es mir immer noch nicht jedes Mal gelingt alles was d:d bedeutet in einer kurzen Antwort zusammenzufassen.

Am Anfang, als destination:development mit dem Projekt Schokoladenstrasse in Bolivien quasi identisch war, ist es mir (nach einer Weile) noch etwas leichter gefallen die Message relativ kurz rüberzubringen. Doch seitdem sind 2 Jahre vergangen, und destination:development hat sich weiterentwickelt und ist zu viel mehr geworden als „nur“ die Schokoladenstrasse. Und dieses Mehr versammelt sich rund um diese eine zentrale Frage, die bei mir jedes Mal Schweißausbrüche verursacht hat. Doch trotz allem Unbehagen behält Ludwig Wittgenstein letztlich immer recht: Sprache schafft Wirklichkeit, und erst wenn ich klar formulieren kann was ich tue und warum, kann ich es auch tatsächlich tun.

 

Sprache schafft Wirklichkeit

Diese Erkenntnis, wenn auch nicht neu, ist schmerzhaft und mit viel Arbeit verbunden. Natürlich haben wir alle irgendwann im Laufe unserer Karrieren auf die eine oder andere Weise mitbekommen wie wichtig die Vision eines Unternehmens ist, der sich alles unterordnet. Wie tief und vor allem wie weit verzweigt sie allerdings verwurzelt ist, wird erst dann klar, wenn man selbst betroffen ist. Zumindest ist es mir so ergangen.

Als zielstrebiger Mensch mit klaren Werten und Zielen war ich immer der Überzeugung, dass es mir leicht fallen würde auch die Vision und Mission von d:d zu formulieren. Zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt, und zum Glück von einem Menschen, der mich und d:d auf dem langen und mühevollen Weg zur Formulierung all unseres gefühlten Wissens begleitet hat. Dank Alexander, unserem Kompass und Reiseleiter zur formulierten Vision und Tätigkeit, kann ich dir heute folgende Antwort geben:

„Wir entwickeln lebenswerte Tourismusdestinationen, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und unter Berücksichtigung ihrer Werte, Gestaltungswünsche, Bedürfnisse und Ressourcen. Wir gestalten den Rahmen für authentische Begegnungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und ihren Gästen, aus denen beide Seiten mit positiven Eindrücken und bereichert herausgehen. Wir unterstützen lokale Unternehmen dabei, die Haupt-Profiteure der touristischen Wertschöpfungskette zu sein. Damit verfolgen wir unsere Vision, dass Tourismus wechselseitig das Verständnis und die Wertschätzung der lokalen Kulturen und ihrer Gäste unterstützt, das ökonomische Auskommen der lokalen Bevölkerung langfristig sichert und Gästen sowie Gastgeber_innen positive und bereichernde Erlebnisse bietet.“

 

Bitte weiterfragen

Dank der intensiven Arbeit mit Alexander, ist die einst so gefürchtete Frage „Was genau machst du eigentlich?“ für mich kein Grund mehr zur Panik. Vielmehr ist sie zu einer Herausforderung geworden, dir eine noch bessere, klarere und schlüssigere Antwort zu geben, als der Person vor dir. Tu mir also bitte den Gefallen und frag mich. Und dann noch einmal. So lange, bis es dir völlig klar ist. Ich bin dir dankbar, denn solange du mich fragst, lerne ich etwas dazu. Übrigens, weil wir gerade beim Thema sind: „Was genau macht du eigentlich?“