d:d auf der ITB: Mit Kopf & Herz zur Nachhaltigkeit
14. März 2017
CSR-Circle diskutiert Nachhaltigkeit im Tourismus
29. März 2017

2 Jahre d:d – Alles auf Schiene?

Exakt heute vor 2 Jahren hat destination:development die offizielle Einladung zur Aufnahme seiner Tätigkeit erhalten. Das ist natürlich ein Grund zum Feiern, regt aber auch zum Nachdenken an. Wie weit sind wir wirklich gekommen? Wo wollen wir noch hin? Und wie wollen wir das anstellen?

In den vergangenen 2 Jahren haben wir unglaublich viel gelernt. Gleich nach der Gründung tauchten wir für das Projekt Schokoladenstrasse in Bolivien in das Abenteuer Crowdfunding ein – damals noch etwas weniger bekannt als heute (Ich habe kürzlich auf einer Veranstaltung sogar gehört, dass man sich bei einem Projekt gegen das „klassische“ Crowdfunding entschieden habe. So schnell kann’s gehen). Nachdem uns dank Simones professioneller Einführung bei wemakeit klar war, wie dieses Crowdfunding nun funktioniert, ging es sofort in die Kampagnenerstellung. Ein Video wollte produziert, Belohnungen erdacht und Menschen kontaktiert werden. Nach turbulenten 6 Wochen und einem sensationellen Erfolg mit 122 Unterstützer_innen und 129% Finanzierung, ging es dann sofort, nämlich wirklich gleich am nächsten Morgen, mit dem nächsten Abenteuer weiter, mit der Reise nach Bolivien.

Learnings aus dieser Erfahrung:

  1. Deine Crowd ist spitze!
  2. Nimm dir Zeit um deine Erfolge zu feiern.
  3. Komm etwas zur Ruhe, bevor du dich in das nächste Abenteuer stürzt.

Für Nummer 2 und 3 hatten wir leider keine Zeit, denn wir mussten noch vor Beginn der Regenzeit die Schokoladenstrasse auskundschaften. Die Wochen in Bolivien waren unglaublich produktiv und bewegend. 95 Gigabyte an Foto- und Filmmaterial bezeugen nur einen Bruchteil unserer Erlebnisse. Dieser Teil war das Herzstück unseres Schokoladenstrassen-Projektes, und ich war ganz in meinem Element, der Destinationsentwicklung. Aus den vielen Gesprächen und den vielen Menschen und Dingen die wir auf unserer Reise kennen lernen durften, sollte anschließend ein konkreter Projektplan entwickelt werden. Nur 2 Monate hatten wir nach unserer Rückkehr aus Bolivien Zeit, um einen kompletten Plan inklusive Analysen und Budget zu erstellen. Doch obwohl die Zeit ausgesprochen knapp bemessen war, haben wir auch diese Herausforderung gemeistert.

Learnings aus dieser Erfahrung:

  1. Reisen sind immer zu kurz.
  2. Du hast mehr Material gesammelt als du denkst.
  3. Es ist ein schmerzhafter aber unersetzbar wertvoller Prozess komplexe Projekte in ein konkretes Format zu bringen. Also Augen zu und durch!

Im nächsten Schritt galt es die Versprechungen gegenüber unseren Unterstützer_innen zu halten, und die fehlenden Belohnungen zu verteilen – mit Sicherheit eine der schönsten Phasen des Projektes. Wir haben mehr als 10 Kilo der köstlichen El Ceibo Schokolade verschickt, unsere Gäste bekocht, Rezepte geteilt, Kekse und Fotos versandt. Nur eine Gruppe unserer Unterstützer_innen musste besonders geduldig sein, unsere Filmsponsoren. Die Produktion der versprochenen Schokoladenstrassen-Doku hat wesentlich länger gedauert als erwartet, denn hier sind wir an unsere Grenzen gestoßen, als Organisation ebenso wie persönlich. In beiden Fällen war es der Mangel an Ressourcen, der uns zugesetzt hat. Darüber habe ich auch auf dem Blog berichtet. Doch auch diese Herausforderung haben wir letztendlich gemeistert, und die Doku ist in deutscher und englischer Sprache erschienen, und auch die spanische Version wird in Kürze fertig gestellt.

Learnings aus dieser Erfahrung:

  1. Engagement hat Grenzen.
  2. Sei nicht zu streng mit dir, wenn du an deine Grenzen stößt, denn du hast gerade etwas Wertvolles gelernt.
  3. Deine Crowd hält zu dir, auch wenn’s mal länger dauert.

Nachdem die erste Phase des Schokoladenstrassen-Projekts abgeschlossen war, hatten wir nun Gelegenheit über die Zukunft von destination:development nachzudenken. Das Pilotprojekt ist erfolgreich gestartet, doch wie sollte es nun weitergehen? Ideen gab es viele, und auch ein paar potenzielle Kooperationspartner klopften bei uns an. Das vergangene Jahr bestand aus vielen Meetings und Kooperationsgesprächen. Auch ein Kakao-Projekt in Brasilien, bei dem auch der Tourismus eine Rolle spielen wird, haben wir beratend unterstützt. Dabei haben wir aber leider auch lernen müssen, dass nicht jede Kooperation funktioniert, und man bei der Erkundung neuer Wege auch in Sackgassen geraten kann. Die gute Nachricht ist: Sackgassen können auch ein guter Filter sein und uns daran erinnern, was wir eigentlich wollen. Denn eines haben wir niemals aus den Augen verloren, unsere Vision. Das war zwar kein Trost, wenn man Zeit und Energie in etwas investiert, das dann nicht funktioniert, hilft aber ungemein, wenn man wieder Fahrt aufnimmt.

Learnings aus dieser Erfahrung:

  1. Sackgassen gehören dazu.
  2. Investiere großzügig wenn du kannst, aber ordne deine Vision niemals unter. Sie hat immer Priorität.
  3. Lass dich nicht entmutigen, wenn du zurück auf Start rückst.

Doch das vergangene Jahr war nicht nur von Sackgassen gezeichnet. Wir haben auch großartige Unterstützung erfahren, und dürfen uns glücklich schätzen mit Alexander einen tollen Berater und Wegbegleiter an unserer Seite zu haben, der uns beim Finden neuer Wege und der Weiterentwicklung von destination:development unterstützt. Unsere Vision, dass Tourismus wechselseitig das Verständnis und die Wertschätzung der lokalen Kulturen und ihrer Gäste stärkt, langfristig das ökonomische Auskommen der lokalen Bevölkerung sichert und Gästen sowie Gastgeber_innen positive und bereichernde Erlebnisse bietet ist ein Ziel, das wir unbeirrt nach bester Möglichkeit verfolgen. Dafür brauchen wir andere Menschen. Und um diese zu erreichen haben wir einen neuen Weg ausprobiert, das Forumtheater. Über die Produktion habe ich ausführlich auf unserem Blog berichtet, und es ist schön zu sehen, dass wir über dieses Medium unser Thema unter die Menschen bringen konnten und können.

Learnings aus dieser Erfahrung:

  1. Vision wirkt.
  2. Gemeinschaft wirkt.
  3. Theater wirkt.

Auch das Projekt Schokoladenstrasse hat sich weiterentwickelt, und die El Ceibo Kooperative möchte gerne in die 2. Phase starten, und bald die ersten Touristen empfangen. Die Destination ist zwar noch lange nicht fertig entwickelt, aber die finanziellen Ressourcen für größere Investitionen hat die Kooperative nicht zur Verfügung. Trotzdem möchten sie nicht länger warten, und wir erarbeiten gerade eine erste, reduzierte Reisevariante für abenteuerlustige Reisende, mit denen sie ihre Lebensweise und ihr Wissen über Kakao teilen können, und die die gewünschte Bewegung in die Region bringen. Wir haben auf dem Blog über das Treffen mit Nemion und Michel berichtet, und halten euch gerne über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Wenn wir uns also jetzt nach 2 Jahren destination:development die Frage stellen ob alles auf Schiene ist, so muss die Antwort lauten: Nein. Wir sind immer noch im 4×4 Geländewagen unterwegs. Der Weg ist nach wie vor steinig, holprig und abenteuerlich. Doch wir lieben das Abenteuer immer noch, und auch unsere Kenntnisse über das Gelände sind besser als noch vor 2 Jahren.

Wir starten also mit vielen Ideen und Kooperationsgesprächen in unser 3. Jahr. Details über unsere konkreten Pläne erzählen wir euch gerne, sobald sie fix sind. Fest steht aber jetzt schon, wir glauben fest an unsere Vision und bauen darauf, dass wir Menschen und Kooperationspartnern begegnen, die unsere Vision teilen und uns unterstützen. Und wenn du dabei sein möchtest, dann freuen wir uns, wenn du dich uns anschließt und Fördermitglied wirst. Sei dabei und bau mit uns am verantwortungsvollen und wirksamen Tourismus.