d:d bei der Präsentation der ReveLA
8. März 2017
2 Jahre d:d – Alles auf Schiene?
17. März 2017

d:d auf der ITB: Mit Kopf & Herz zur Nachhaltigkeit

Besonders im Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung ist der Besuch der größten Tourismusmesse der Welt, der ITB in Berlin, für eine NGO wie destination:development praktisch ein Muss. Und so begaben Martin und ich (Kerstin) uns voller Erwartung auf die Suche nach der Nachhaltigkeit im Tourismus.

Die ITB ist eine ganz besondere Messe. Es fühlt sich an, als hätte man die ganze Welt auf eine hallenkompatible Größe komprimiert, so dass sie alle Besucher_innen zu Fuß entdecken können. Die gesamte Tourismusbranche in all ihrer Fülle ist vertreten, und tatsächlich lässt sich in der Komprimiertheit der Branche einiges deutlich erfühlen und auch feststellen.

Bei der schier unglaublichen Fülle an Programmpunkten ist es unmöglich alles zu sehen, aber sie dient auch ausgezeichnet als Interessensfilter. Für mich war klar, dass ich mich an die grüne Hälfte des Kongressprogrammes halten würde. Angekündigt war zudem ein ganzer Tag der Nachhaltigkeit, ein ITB Tourism for Sustainable Development Day, am Donnerstag.

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Besonders berührt haben mich dabei die Reden des deutschen Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, und UNWTO Generalsekretär Taleb Rifai. Bundesminister Müller erinnerte daran, dass die gesamt Tourismusbranche Entwicklungshelferin sein kann, und präsentierte dazu aktuelle Zahlen. Botswana schöpft bereits 15% des BIP aus dem Tourismus. 420 Milliarden USD werden jährlich in Entwicklungsländern im Tourismus umgesetzt und in Afrika schaffen 8 Reisende einen Job für ein ganzes Jahr. Doch der Tourismus hat nicht nur schöne Seiten, mahnt der Bundesminister. Tourismus vernichtet auch Lebensgrundlagen, führt zu Vertreibung, Landraub, Enteignung und Kinderarbeit. Rund 35 Millionen Tonnen Müll hinterlassen Touristen jedes Jahr. Die Zukunft vieler Entwicklungsländer hängt davon ab, wie sich der Tourismus entwickelt. Bisher habe Müller die Nachhaltigkeit auf der ITB vermisst. Doch wie kann Tourismus zum Motor für Nachhaltigkeit werden? Bundesminister Müller stellt folgende Lösungen vor:

  • Schützen durch nützen. Reisen muss Schutz durch Nutzen stiften.
  • Anbieter steuern den Tourismus und fordern Abgaben, mit denen nachhaltiger Tourismus und entsprechende Strukturen gefördert werden
  • Schaffung fairer Arbeitsplätze durch Mitbeteiligung der lokalen Bevölkerung, Einbeziehung der Landwirtschaft und Unterstützung der lokalen Wertschöpfung
  • Technologie: Reisen muss klima- und umweltfreundlich werden, Ressourcen wie z.B. Wasser müssen geschont werden
  • Tourismus muss alle ins Boot holen: strategische Bündnisse müssen geschlossen, gemeinsame Ziele vereinbart und gemeinsame Verantwortung getragen werden.

Die abschließende Aufforderung von Bundesminister Müller, könnte die Überschrift von destination:development sein: „Machen Sie Ihren Urlaub zur Chance!“

Die anschließende Rede von UNWTO Generalsekretär Taleb Rifai fällt etwas kürzer aus, geht aber tief unter die Haut. Bevor er seine Worte an die Gäste im Saal richtet, zeigt er die Videobotschaft der UNWTO zum Internationalen Jahr für nachhaltigen Tourismus für Entwicklung – ein ebenso farbenfroher wie emotionaler Einstieg, und in deieser Tonart soll es auch weitergehen. Auch für Taleb Rifai ist es wichtig, auch die Schattenseiten des Tourismus aufzuzeigen und besonders an ihnen zu arbeiten. Von den fünf Säulen des nachhaltigen Tourismus – Wirtschaft, Soziales, Kultur, Natur und Frieden – sind Frieden und Sicherheit für ihn die wichtigsten Faktoren. „Eine Arbeit im Tourismus ist etwas Wunderbares“, so Rifai, „und trägt zur Stärkung der lokalen Gemeinden bei. Tourismus schützt und bringt uns Freundschaft und Frieden. Denn du kannst niemanden hassen, mit dem du zu Abend gegessen hast.“ Dieser zutiefst berührende Satz hallt noch in mir nach, als wir aus dem Saal huschen, um Generalsekretär Rifai anschließend zu treffen. Nach einem Interview steht er uns für ein kurzes Gespräch zur Verfügung, bei dem ich ihm kurz destination:development und die Schokoladenstrasse in Bolivien vorstelle. Auch für ein Foto ist der sympathische Generalsekretär zu haben, und ich freue mich riesig über diese nette Begegnung und die Erinnerungsfotos mit meinem Idol. Ich fühle mich ein wenig wie ein Teenager der einem Popstar begegnet ist –für mich ist Taleb Rifai als UNWTO Generalsekretär der Nordstern am Himmel des nachhaltigen Tourismus.

 

 

Du kannst niemanden hassen, mit dem zu Abend gegessen hast. Und du kannst wohl auch denjenigen gegenüber nicht respektlos sein oder seine bzw. ihre Bedürfnisse ignorieren. Was mich wieder zurück zu den gelungenen Begegnungen bringt, um die wir uns bei destination:development bemühen. Machen wir unsere Urlaube zur Chance für die Menschen vor Ort und für uns selbst. Essen wir, lachen wir, erleben wir die Dinge gemeinsam, und werden wir zu Botschafter_innen des Friedens und der Nachhaltigkeit.