Eine gute Frage. Vor zwei Wochen erhielt ich eine Einladung zum Südwind Informationsabend mit dem schönen Titel: Das Buen-Vivir Theater Labor, und gestern Abend sind meine Neugierde und ich wieder einmal sprichwörtlich dem Südwind erlegen, und ich bin der Einladung gefolgt.
Begrüßt hat mich eine kleine Runde engagierter Menschen, denen globale Gerechtigkeit und Kommunikation ein Anliegen sind. Geleitet wurde das Gespräch von Lisa Kolb-Mzalouet und Walter Bauer, die das Projekt leiten. Doch worum geht es dabei eigentlich?
Das Konzept des Buen Vivir – also des Guten Lebens für alle – beschäftigt sich mit Ungleichverteilung, bewusstem Konsum, Kooperation und Konkurrenz sowie unserer Beziehung zur Natur, und hat bereits Einzug in Politik und Wirtschaft gehalten. Es wirft dringende Fragen zu globalen wirtschaftlichen Zusammenhängen und zur Verbindung zwischen Produzent_innen im Süden, dem Handel, der Politik und der Konsument_innen auf. Diese Fragen werden im Rahmen des 2. Gutes Leben für Alle Kongress im Februar 2017 behandelt. Dort soll es auch ein Forum Theater zum Thema geben, und hier kommt das Südwind Theater-Labor ins Spiel und die Emotion.
Wie kann es gelingen, kognitives Wissen, Emotionen und Beziehungskonstellationen so zu verbinden, dass neue Erfahrungen generiert werden können, die das Handeln nach neuen Paradigmen im Alltag erleichtern? Ein Forumtheater bietet diese Möglichkeit, bei der anhand einer Modellszene die Komplexität des Themas dargestellt, und emotional für das Publikum greifbar wird.
Was das alles mit Tourismus zu tun hat? Nun ja, wie ich bereits im April hier auf dem Blog berichtet habe, gelingt es dem Tourismus immer wieder bei solchen Diskussionen unterhalb des Radars zu bleiben, doch genau das möchte ich gerne ändern. Die Reise ist für mich immer noch DAS Produkt, in dem sich alle der angesprochenen Aspekte auf engstem Raum zusammenfinden – nachhaltige Produktion und Vertrieb von Lebens- und Genussmittel, Umgang mit der Umwelt, Umgang mit den Menschen in den Destinationen, Auswahl und Qualität der Produkte in den örtlichen Geschäften, etc. Das touristische Produkt ist eine hoch sensible Ansammlung von Erlebnissen und Emotionen, die ganz deutlich aufzeigen können, wenn etwas nicht stimmig ist. Emotionen spielen dabei eine zentrale Rolle, denn unser Bauchgefühl versteht sofort, wenn das erworbene Produkt auf Kosten anderer Menschen oder der Umwelt basiert.
Darum hoffe ich sehr, dass sich durch meine Mitwirkung am Buen Vivir Theater Labor auch die Möglichkeit ergibt ein touristisches Thema einzubringen. In jedem Fall aber ist das Thema selbst mindestens ebenso interessant wie die Form dessen Vermittlung. Schauen wir also mal, wohin mich der Südwind in den nächsten Monaten treibt. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, also stay tuned!